Jeff Hemmer, geboren 1982 in Wormeldingen, lebt und arbeitet in Bremen als freischaffender Comiczeichner, Illustrator und Workshopanleiter mit dem Schwerpunkt politische/kulturelle Bildung.
Seit 2020 fließen in dieser Tätigkeit seine verschiedenen Interessen und Lebenswege zusammen.
Aufgewachsen in Wormeldingen, entdeckte Jeff Hemmer im Zuge der luxemburgischsprachigen Comicwelle der 1980er bereits früh seine Leidenschaft fürs Zeichnen und Erzählen.
Es folgten Punkmusik und ein abgeschlossenes Geschichtsstudium in Aberdeen, Schottland, ein studienbedingter Umzug an die Hochschule für Künste nach Bremen und schließlich die langjährige pädagogische Arbeit als Sprachcoach und als Betreuer in einer Einrichtung für geflüchtete Jugendliche und junge Erwachsene.
Das Zeichnen blieb in all diesen Phasen immer ein wichtiges persönliches, zwischenmenschliches und politisches Ausdrucksmittel.
Heute zeichnet Jeff Hemmer für NGOs, Bands oder Theaterproduktionen und vermittelt die Techniken der zeichnerischen Erzählung in Workshops an Schulen, in Museen und Stadtteilzentren.
Konzept | Linie, Druck und Spiel - von den Möglichkeiten der Erzählung
Im Rahmen seiner Künstlerresidenz im Kulturhuef Museum hat sich der Comiczeichner Jeff Hemmer in vielfältiger Weise mit dem Thema der Erzählung beschäftigt.
Die Erzählung als Alltagspraktik betrifft den wesentlichen Kern zwischenmenschlicher Beziehungen. Wir berichten von Erlebtem, bringen unsere Gefühle zum Ausdruck, übermitteln Informationen und treten in Kontakt. Erzählung bildet und vermittelt die eigene Identität, unsere Wahrnehmung und unser Weltbild. Als Kulturtechnik begleitet Erzählung die Menschheit seit Jahrtausenden. Von der mündlichen Überlieferung über die Entwicklung erster Bild- und Schriftsprachen, Methoden der manuellen und maschinellen Reproduktion, bis hin zum heutigen multimedialen Zeitalter der Informationstechnologien fungiert Erzählung im weitesten Sinn als Träger unseres kollektiven Wissens.
Dabei ist Erzählung auch immer ein Ringen um Perspektiven, Macht und Ressourcen. Welcher Erzählung vertrauen wir? Wer spricht zu wem? Über wen oder was wird nicht gesprochen? Wer hat keine Stimme? Wie verändern sich unsere Erzählungen, und wie verhalten sich Erzählungen und gesellschaftlicher Wandel zueinander? Welche Reichweite kann diese oder jene Erzählung entfalten? Und wie lassen sich unsere heutigen Erzählungen für zukünftige Generationen oder gar eine unbekannte, nicht menschliche Kultur aus einer anderen Ecke des Universums festhalten?
Von diesen und weiteren Fragestellungen mochte sich Jeff Hemmer in seiner Arbeit im Kulturhuef Museum leiten lassen. Neben der inhaltlichen Auseinandersetzung erfolgte diese Suche auch in der Erkundung unterschiedlicher Materialien und Techniken. Wie viel Comic lässt sich aus der Reduktion einer einzigen Druckplatte überliefern? Welche Geschichten spielen die Karten bei einer Runde Doppelkopf aus? Welche Reibungen und Synergien entstehen an der Schnittstelle zwischen analogen Druckverfahren und digitalen Medien? Auf wieviele Momente lässt sich eine Erzählung herunterbrechen??
Über das Jahr wurde das Moment der Erzählung zudem in zwei Workshops und Gemeinschaftsausstellungen mit den Künstler:innen Lena Bartels und Misch Valente weiter ausgelotet.
Erfahren Sie mehr über die Residenz von Jeff Hemmer